augenmast

 

vom hafen aus gehe ich über sandige planken.

der steg führt weit ins meer hinein.

schon seit wochen legt hier kein schiff an.

niemand geht an land.

der ort wartet. auf passagiere und crews.

die straßen sind leer. winterschlaf.

 

es ist ende juni.

 

wieder gehe ich zum steg und halte ausschau.

diesmal bringe ich ein fernglas mit.

ich sehe schiffe.

doch sie sind ganz weit draußen und durchfahren den horizont.

wieder ziehen sie vorüber und legen nicht an.

es sind nur masten, schmale striche und linien,

die ich dort draußen sehe.

die rümpfe fehlen.

es sind körperlose schiffe.

 

ghost ships.

 

noch immer bleiben im hafen die schiffe aus.

und auch heute sehe ich dort draußen nichts als dünne linien, die aus dem wasser ragen.

es werden mehr. die linien verdichten sich.

der abstand zwischen ihnen wird immer kleiner.

ich schaue. weiter.

 

dann kommt der herbst.

das wetter bleibt beständig.

und die ersten linien dort draußen überschneiden sich.

ich erkenne ein muster.

 

noch immer bleiben im hafen die schiffe aus.

 

vielleicht sollte ich mich zu den schiffen begeben,

sie einfangen auf hoher see,

wo sich die linien kreuzen.

stärker denn je.

 

noch immer bleiben im hafen die schiffe aus.

ich werde zu ihnen schwimmen.

weit hinaus.

schon dämmert es.

ich gehe zum steg.

und tauche in die schraffur des meeres ein.