Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Samstag, 6. Juli 2019

Raum bei Nacht

(1)
Der Himmel ist karg -
darunter eine dampfende Landschaft.
Ich vermute, sie hat ein Innenfutter.
Darin finde ich glänzende Schnäbel
und ein Feld aus Fossilien.

Ganz am Rand sitzen Wasservögel -
umgeben von Zeit.
Ihre Körper sind genäht -
Schicht für Schicht -
aus etwas Weißem.
Unten am Saum sehe ich Metalle.

(2)
Dort ist ein Grundriss.
Er zeigt eine Chaussee.
Man hat sie spiegelverkehrt gezeichnet -
und die Bäume eingefärbt.

Durch die Straße zieht sich Garn.
Es reicht bis in meinen Mund.
Dort verfängt es sich in Pflanzen.

Von hier schaue ich wieder hinaus.
Dort tritt ein Gletscher aus dem Asphalt.
Schon bildet sich eine ganze Felsenstadt -
auf jedem Gebäude steht etwas.
(immer genau ein Wort)

Ich lese Morgenrot -
und schaue auch unter den Fels.
Hier treffe ich auf etwas Weiches -
und nenne es Moos.

(3)
Nebenan läuft jetzt ein Film.
Er ist aus Sternen gemacht.
Die Bilder sind schweigsam.

Ich gebe meinen Standort ein -
und tauche ein in diesen Stoff.

Jetzt stehe ich auf einem Gelände -
umringt von Spiegeln.

Ich sehe Linien aus Garn,
die die Spiegel miteinander verweben -
zu etwas, das ich später in meinem Haar tragen werde -
und dessen Name sich nur bei Nacht zeigt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.