Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Sonntag, 6. März 2022

2.08 Uhr

 

Es schläft in den Leitungen.

Alles steht still.

Und nichts erreicht uns mehr.

Um uns herum wird alles weiß.

Es ist 2.08 Uhr.

 

Wir haben die Stadt verlassen und bewegen uns durch eine dampfende Landschaft.

Ganz in der Nähe muss ein Fluss sein.

Wir hören das strömende Wasser.

Dicht gewachsene Trauerweiden schirmen es ab.

 

Dann steht eine Uhr vor uns.

Sie versperrt den Weg.

Ihr lautes Ticken schmerzt in den Ohren.

Es ist 2.08 Uhr

 

Die Uhr verschwindet im Boden und eine Plakatwand taucht auf.

Das Motiv ist ein Fenster.

Wir gehen darauf zu und öffnen es.

Dahinter wohnt etwas,

das sich Hoffnung nennt.

Dieser Name blinkt hier überall in grellen Leuchtbuchstaben.

Und es riecht nach verbranntem Zucker.

 

Wir sammeln die leuchtenden Lettern ein und tragen sie zurück auf die andere Seite des Fensters.

Dort legen wir sie in Schachteln,

die wir mit Moos auskleiden.

 

Wir wenden uns wieder den Leitungen zu.

Es schläft noch immer darin.

Man sagt jetzt, es ähnele Fischen.

 

Jemand gibt eine Losung aus.

Und so gehen wir auf die Leitungen zu.

Schon überziehen silbrige Schuppen unsere Körper.

Und um 2.08 Uhr wachsen uns Kiemen.

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