Orla Wolf

Orla Wolf
zuckerauge: ISSN 2569-9458

Donnerstag, 12. September 2019

Auf der Allee

Ich bin jetzt zahm.
Die Vögel füttern mich.
Sie geben mir das, was ich mag.
Und ich gebe Zeichen,
von denen ich nicht weiß, ob sie verstanden werden.

Um mich herum ist alles nackt (so jedenfalls scheint es von hier).
Das, was von Zeit zu Zeit an mir vorbei galoppiert,
hat weder Fell noch Haar.
Seine Haut ist glatt und hell.
Und jetzt bemerke ich, dass sie durchsichtig ist.
Ich kann die Knochen dieses Körpers sehen.
Sie sind ganz verwinkelt angeordnet.

Es scheint mehrere Routen zu geben,
für die das Tier unterschiedlich viel Zeit benötigt.
Oder es ist der wechselnde Wind,
der es mal schneller, mal langsamer an mir vorbeiziehen lässt.

Während es seine Runden läuft, schlafe ich.
Aber seine Hufe wecken mich jedes Mal,
wenn es wieder auf meiner Höhe ist.

Unter mir ist es sandig.
Und ich sinke ein wenig ein, wenn ich mich bewege.

An zwei Stellen ringsum hat man Leitern angebracht.
Mein Blick wandert die Sprossen empor.
Aber mich ängstigt der Farn,
den ich dort oben vermute.
Und mit seinem Widerhall kleide ich meine Augen aus.

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