Plötzlich sind da überall diese
Gucklöcher. Durch die ich in alles hineinsehen kann. Gestern hat es angefangen.
Da konnte ich durch die Wand meines Wohnzimmers in einen angrenzenden Raum
schauen. Was eigentlich nicht sein kann. Denn laut Bauplan kommt da nur noch
die Außenwand. Ich hingegen sah eine reich gedeckte Tafel. Und eine Abendgesellschaft.
Die später noch tanzte. Als ich mich gegen Morgen an meinen Rechner setzte, um
das hier aufzuschreiben, bemerkte ich ein kleines Loch mitten im O. Ich blickte
hinein. Und alles je von mir Geschriebene lag offen vor mir. Wie ein Buch. Ich
bekam Durst und ging zum Kühlschrank. Wieder ein Guckloch. Auf Augenhöhe. In der
Tür. Ich trat näher heran. Und betrachtete sämtliche Speisen und Getränke, die
ich jemals eingekauft hatte. Dann hatte ich eine Idee. Ging ins Wohnzimmer
zurück. Und knipste meinen Globus an. Und tatsächlich: Auch hier fand ich eins.
Ich nahm mir einen Stuhl und schaute hinein. Über Stunden beobachtete ich das
Treiben der Welt. Dann ging ich zu Bett. Und träumte sehr viel. Von meinem
eigenen Kopf. In dem meine Träume auf und ab liefen. Und ich ihnen durch ein
kleines rundes Fenster dabei zuschaute.
Heute Morgen ging auf der Straße ein Mann
vor mir her. Da war ein Loch. In seiner Jacke. An der Ampel blieb ich hinter
ihm stehen. Und betrachtete die Schönheit seines Herzschlags. Dann zog es mich
raus aus der Stadt. Jetzt bin ich hier. Am See. Und kann bis auf den Grund
sehen. Ich greife hinein. Und halte einen alten Spion in meinen Händen. Ich
erinnere mich noch, dass ich ihn vor mein linkes Auge halte und mich ein Lichtstrahl
trifft. Dann sehe ich nichts mehr. Vielleicht bin ich ohnmächtig geworden. Oder
habe einfach ein bisschen geschlafen. Ich schaue mich um: Ich sitze in einem
zylindrischen Loch. Ganz unten. Dort ist eine Leiter. Die klettere ich empor. Dann
sehe ich ein Auge. Das mich anschaut. Es ist sehr groß. Und direkt über mir.
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