Von meinem Schreibtisch aus kann ich die
Kommode sehen. Seit zwei Jahren steht sie dort. Als festes Inventar meiner
Wohnung. Ich verwahre Wäsche und Schmuck in ihr. Und öffne sie nahezu täglich. Ursprünglich
aus Spanien stammend, ist sie auf Umwegen zu mir gekommen. Heute fiel das Licht
der Abendsonne auf sie, als ich von meinem Manuskript aufsah und in ihre
Richtung schaute. Wie filigran sie gearbeitet ist. Mit ihren Intarsien. Und wie
warm ihre Farben sind. Dann geriet etwas in Bewegung. Ein Zittern. Wie
Zähneklappern. Auf ihren vier Beinchen kam die Kommode auf mich zu. Bis an
meinen Schreibtisch. Dann begann sie zu sprechen. Von all den Häusern und Räumen,
in denen sie war. Und was sie alles schon trug. In sich. Die Bettwäsche in der
unteren Lade sei ihr ein bisschen schwer. Ich nahm zwei Lagen heraus. Sie
seufzte erleichtert. Langsam ging sie zurück. An ihre Wand. Und wünschte mir
einen guten Abend.
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